Geschichte im Essener Norden

 

Geheimer Bergrat Emil Krabler,
Generaldirektor des Kölner Bergwerks-Vereins in Altenessen


Der Bergbau ist in Altenessen längst Vergangenheit. Nur Straßennahmen und einige Bergbaugebäude erinnern noch daran. Dazu gehört auch die Krablerstraße, die an der Altenessener beginnt und über die Gladbecker bis zur Hafenstraße in Vogelheim verläuft.

Emil Krabler hat die Entwicklung der Gemeinde Altenessen maßgeblich mit beeinflusst.
Er wurde am 21.1.1839 als Sohn eines Fabrikdirektors in Crossen an der Oder geboren,  studierte an der Bergakademie in Berlin und war dann kurz im Staatsdienst tätig.

Der Kölner Bergwerksverein hatte schon sehr früh an der geplanten Köln-Mindener-Eisenbahn im Raum Altenessen und Vogelheim Abbaurechte für Kohle erworben. 1845 begannen die Abteufarbeiten auf Zeche Anna, 1855 auf Zeche Carl. 1868 wurde Emil Krabler Grubendirektor des Kölner Bergwerkvereins in Altenessen.  Er hatte sich sehr intensiv für die Erschließung der Kohlefelder im Emscherbereich eingesetzt. Unter seiner Leitung  begannen 1873 die Abteufarbeiten der Schächte Emscher 1 und 2,1900 kam Schacht Emscher 3 dazu. Es waren die ersten Schachtanlagen im Revier mit  einem eisernen Schachtgerüst. 1876 konnte aus diesem Grubenfeld die erste Kohle gefördert werden. 1886 wurde Emil Krabler Generaldirektor des Kölner Bergwerkvereins, im gleichen Jahr ist auch die Hauptverwaltung der Gesellschaft von Köln nach Altenessen verlegt worden. 


Krabler hat bei allen seinen Entscheidungen vordergründig die Interessen der Unternehmer vertreten. Beim ersten großen Bergarbeiterstreik 1889 hat er als führender Arbeitgebervertreter alles getan, um einen Zusammenschluss der Arbeiter in Gewerkschaften zu verhindern und hat bei allen Streiks die berechtigten Forderungen der Bergleute entschieden bekämpft, so dass sie ergebnislos geblieben sind. Krabler hat den Arbeitern kein eigenständiges Handeln zugebilligt.

Er wirkte 1890 /1893 bei der Gründung des Kohlensyndikats mit, um die Wirtschaftsmacht der Bergbaugesellschaften zu sichern. Mit Hilfsmaßnahmen wie der Bau von Arbeiterwohnungen an der „Wildstraße“ in Vogelheim, die Gründung einer „Familienkasse“ für die ärztliche Versorgung der Bergarbeiterfamilien und die Errichtung einer Konsumanstalt, sollten die Bergleute an die Zeche gebunden werden, vor allem dienten sie dem Wohle des Unternehmens und waren nicht der Ausdruck eines neuen sozialen Denkens.

Als Mitglied der national-liberalen Partei hatte Krabler viele Jahre einen Sitz im Kreistag Essen, er war von 1871 bis 1907 Mitglied der Bürgermeisterversammlung Altenessen.  Dort hat er die Interessen der Bergbaugesellschaften bedingungslos vertreten. Die Entwicklung der Gemeinde ist durch den ungeordneten Siedlungsbau und durch die willkürlich errichteten Grubenanschlussbahnen erheblich beeinträchtigt worden. Bürgermeister Stankeit beklagte, dass es der Gemeindeverwaltung harte Kämpfe gekostet hat, um wenigstens die ärgsten Probleme zu beseitigen. Am 1.4.1914  gehörten 63,4 % der Gemeindefläche großen Gesellschaften wie Krupp, Hoesch u. a., wobei der Anteil der Kölner-Bergwerksgesellschaft allein 23,6 % betrug. Das Land wurde auch aufgekauft, um keine Entschädigungen bei Bodensenkungen zahlen zu müssen. Für die Entwicklung der Gemeinde Altenessen war das ein entscheidendes Hindernis, es blieben kaum Flächen für die notwendige Infrastruktur wie Straßen, Schulen oder andere öffentliche Einrichtungen übrig.

Emil Krabler war in vielen anderen Organisationen der Wirtschaft tätig: unter anderem in der Leitung des „Dampfkessel-Überwachungs-Vereins“, einem Vorläufer des TÜV und bei der „Knappschaftsgenossenschaft“, die alle Zechen des Reiches umfasste.  Für seine Verdienste wurde ihm 1901 der Titel „Geheimer Bergrat“ verliehen. Krabler starb am 24.Oktober 1909. Er war 71 Jahre alt.  Die Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift „Glück Auf“  brachte am 24.10.1909 eine Würdigung seines Lebens.

1900 wurde beschlossen, östlich der Emscherschächte eine neue Doppelschachtanlage zu bauen. 1903 begannen die Abteufarbeiten. Zu Ehren von Emil Krabler bekamen die Schächte den Namen Emil 1 / 2. Die Anlage lag an der späteren Gladbecker Straße. Zur gleichen Zeit ist auch eine Kokerei gebaut worden.1935 sind die Emscherschächte und Emil 1/2 zur Verbundanlage Emil / Emscher zusammengefasst worden. Im Zuge der Kohlenkrise wurde 1975 die Anlage stillgelegt. Alle Gebäude sind bis auf wenige Reste abgebrochen worden.


1984 haben die Klassen 2b und 4b der Stadthafenschule mit der Schrift „Zeche Emscher und die Wildstraße“ die Geschichte einer alten Bergarbeitersiedlung und ihrer Zeche aufgeschrieben. Sie haben dazu Bewohner der Wildstraße befragt. Damit haben sie echte Heimatgeschichte aus der Zeit von Emil Krabler erkundet. Diese Schrift kann in der Stadtbücherei in der Luisenschule ausgeliehen werden.


07.03.2013   Günter Napierala  // Altenessener Geschichtskreis