Grubenfahrt 1985 auf Zollverein, mit Leo Dey, Schachtsteiger von Schacht XII
1976 ist unsere Familie von Borbeck nach Stoppenberg in die Neubausiedlung Arendahls Hang umgezogen. Wenige Wochen später hat uns ein Mitglied der KAB (Katholische Arbeitnehmer Bewegung) St. Nikolaus in Stoppenberg begrüßt und uns zur Mitarbeit eingeladen. Damals waren viele Mitglieder der KAB Bergleute. Da ich selbst in einer Bergbaugemeinde groß geworden bin, hatte ich ganz schnell Kontakt zur KAB und zu Leo Dey, der Vorsitzender der KAB und Schachtsteiger auf Zollverein XII war.
Auf Wunsch einiger Mitglieder der KAB hat Leo Dey 1985 eine Grubenfahrt organisiert. Wir sind auf Zollverein 1 bis auf ca. 900 m Tiefe eingefahren, marschieren dann einige hundert Meter durch eine Förderstrecke bis zum Abbaurevier 6/9. Da das Kohleflöz nur ca. 1 Meter hoch ist, müssen wir oft in Bauchlage weiterkrabbeln. Lärm und Staub vom Kohlehobel, der sich durch den Berg frisst, sind unerträglich. Dicke Kohlebrocken fallen aufs Förderband und werden zur Verladestelle Schacht XII transportiert. So haben wir die Arbeit der Bergleute richtig kennen gelernt.
Links auf dem Foto ist Leo Dey.
Nach der Grubenfahrt haben wir noch lange zusammengesessen. Leo hat viel erzählt über seine Arbeit als Schachtsteiger von Zollverein XII. Er berichtet, wie er jede Nacht mit seiner Mannschaft mit Gurten gesichert auf den Fördergfäßen langsam auf und ab fährt, um Seile und Spurlatten auf Schäden zu kontrollieren. Als Erinnerung an diese Grubenfahrt hat er uns Fett-Kohlenstücke aus dem Flöz Blücher aus der 10. Sohle mit hochgebracht.
Er ist auf dem Hallo–Friedhof begraben – auf der Grabplatte ist sein Schacht XII eingraviert. Ich habe eine gute Erinnerung an ihn.
Altenessener Geschichtskreis & Geschichtswerkstatt Zollverein 16.04.2025 Günter Napierala