Abbruch von Zollverein Schacht 6 in Stoppenberg am 22.01.1976
Am Morgen des 22.01.1976 konnte ich von unserer Wohnung aus beobachten, dass am Schacht 6 in Stoppenberg ein großer Kran aufgestellt worden war. Das Wetter war an diesem Tag sehr schlecht, durch Schnee-Nieselregen sah ich nur undeutlich, dass nach etwa einer halben Stunde schon der obere Teil des Förderturms abmontiert worden war. Ich bin sofort dahingefahren und konnte von der Gelsenkirchener Straße aus noch Fotos machen. Es ging alles sehr schnell, nach wenigen Stunden war das Gerüst demontiert.
Um die Kohle im Grubenfeld Zollverein im Bereich Stoppenberg abzubauen, wurden zwei Schächte abgeteuft: 1895 Schacht 6 und 1903 der Wetterschacht 9. Über Schacht 6 wurde 1896 ein „Doppelbock-Strebengerüst“ mit nur einer Förderanlage errichtet. Später kam eine Zweite dazu. 1913 ist das hölzerne Abteufgerüst über Schacht 9 abgerissen und ein neuer Stahlförderturm mit einer Dampfmaschine errichtet worden. 1913 wurden auch eine Waschkaue und eine Kohlenwäsche gebaut. Damit ist die Anlage 6/9 zur vierten selbständigen Schachtanlage des Bergwerks Zollverein geworden.
So bestand die Schachtanlage in Stoppenberg bis 1929. Das Doppelbockgerüst Schacht 6 ist 1929 abgerissen und 1930 das neue Gerüst mit nur einer Fördermaschine errichtet worden. 1929 ist die Förderung eingestellt worden. Die Kohle wurden untertage zuerst nach Schacht 1/2 und ab 1932 zum Schacht XII befördert. In diesem Zeitraum sind im Abbaufeld unter Stoppenberg ca. 8 Millionen Tonnen Kohle gefördert worden. Beide Schächte waren weiter in Betrieb: Schacht 6 für die Seilfahrt und Schacht 9 als Wetterschacht. Nach Stilllegung von Zollverein wurden alle noch vorhandenen Bauten abgerissen und das Grundstück Ende der 90er Jahre für die Bebauung von Wohnhäusern, die „Waldsiedlung“, freigegeben.
Das Foto aus der Zeit ab 1913 zeigt die Schachtanlage mit einer eigenen Kohlenaufbereitung. Bemerkenswert: die falsche Ortsangabe – Katernberg statt Stoppenberg. Das Foto ist aus dem Archiv der Geschichtswerkstatt Zollverein.
Bau der Waldsiedlung:
Das ganze Zechengelände ist komplett abgeräumt, nur die Platanenallee ist erhalten geblieben. Fotos sind vom 14.09.1998.
Schlagende Wetter:
Am 26. Februar 1941 kam es in der Nacht zu einer schweren Schlagwetterexplosion. In einem Abbaustreb wurden alle Holzstempel weggerissen und das Hangende brach herunter auf die Bergleute. 29 Bergarbeiter, deutsche Kumpels und französischen Fremdarbeiter, konnten nur noch tot geborgen werden. Für die Familien war es eine sehr schlimme Nachricht, als sie erfuhren, dass Ehemänner, Väter und Brüder bei diesem Unglück umgekommen waren.
27 Bergleute sind in einer gemeinsamen Grabanlage auf dem Hallo Friedhof beerdigt worden. 1950 hat der Bildhauer Herbert Lungwitz ein Denkmal mit einer Darstellung von Bergleuten für diese Grabanlage geschaffen.
Herbert Lungwitz, * 1913 in Weimar, † 1992 in Essen. Er machte eine Ausbildung als Steinmetz und Bauzeichner. Später studierte er Kunst in Weimar. Er wurde zur Wehrmacht eingezogen und nahm als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil. Nach Kriegsende war er zuerst in seiner Heimat tätig, kam aber schon 1946 nach Essen. Er lehrte Bildhauerei an der Folkwagschule Essen. Ab 1951 arbeitete er als freischaffender Künstler. Viele seiner Werke sind an Gebäuden in der Essener Innenstadt und in der Gruga zu sehen. Sein Atelier war viele Jahre im Maschinenhaus von Zollverein Schacht 6.
Quellen – Auswahl:
Geschichtswerkstatt Zollverein „Zeche Zollverein“ Klartext 09.1999;
LVR-Landeskonservator: „Schupp – Kremmer“ Bergbauarchitektur. 1989;
+ eigene Fotos mit Ortsbegehung
Altenessener Geschichtskreis & Geschichtswerkstatt Zollverein 1.7.2025 Günter Napierala